Was War Ist


ZUR GESCHICHTE DES GEBÄUDES "LUNZERSTRASSE 42":

Die Lunzerstraße liegt im Linzer Süden auf dem Gelände der Voest Alpine zwischen Produktionsgebäuden auf der einen und dem direkt angrenzend Naturraum des unteren Traunlaufes auf der anderen Seite. Früher Überschwemmungsgebiet war hier gegen Ende des 2. Weltkrieges das Nebenlager III, ein Außenlager des KZ Mauthausen, in dem Zwangsarbeiter*innen der „Hermann Göring Werke“ in Holzbaracken untergebracht waren. 1972 wurden an dieser Stelle Lehrlings- und Arbeiterwohnungen in vier Hochhaustürmen mit jeweils 11 Stockwerken und Verbindungselementen im Parterrebereich errichtet. Ab Mitte der 1990er Jahre wurden diese als Asylwerber*innenheime genutzt, welche jedoch nach ca. 10 Jahren wegen fortschreitend menschenunwürdigen Bedingungen und ihrer isolierten Lage wieder aufgelöst werden mussten. 2013 standen die Gebäude Großteils leer, nach aktueller Planung werden sie bis Mitte 2014 abgerissen um Lagerflächen für die Stahlproduktion der Voest Alpine zu erzeugen. Freundlicherweise bekam die Kunstuniversität Linz die Möglichkeit einen der Hochhaustürme kurz vor seinem Abbruch für ein halbes Jahr zu bearbeiten und zu bespielen.


ZUM PROJEKT "WAS WAR IST"

Die Studierenden der Experimentellen Gestaltung fokussierten sich auf die komplexe Geschichte des Ortes an sich und auf die der ehemaligen ehemaligen Bewohner*innen. Paint it black until it is sober. (Rebekka A. Hochreiter & Michaela Maria Tanzer), 2014
 

... es sind aufgeladene Orte, voller Erinnerungen der unterschiedlichsten Menschen. In ihrem unbewohnten Zustand wirken diese Räume geisterhaft und beängstigend. Die Oberflächen der Wände, Decken und Böden sind Zeugen und Spuren der Vergangenheit. In Gaston Bachelards „Poetik des Raumes“ steht geschrieben, dass wir Zimmer lesen.
„…, denn Zimmer und Haus sind Diagramme der Psychologie, welche die Schriftsteller und Dichter in der Analyse der Innerlichkeit leiten.“
(Gaston Bachelard; Poetik des Raumes; 9. Auflage; 2011; Fischer Taschenbuch Verlag; Frankfurt am Main; S.60)
 
Wie sich aber die persönlichen Erinnerungsräume wirklich gestalteten, wissen wir nicht. Man sagt, dass „Erinnerung verblasst“. Aber ist es nicht so, dass im Laufe des Vergessens Bilder dunkler werden und in die Ferne rücken? Schwarze Materie anstelle der farbigen tritt?
Wenn wir abends nach Hause kommen, waschen wir uns die Spuren des Tages ab. Wir gehen duschen, um das Draußen dort zu lassen und wir sind privat. In den Waschräumen der Lunzerstraßengebäude war es kaum möglich Privatheit, Intimität zu fühlen. Weil die Räume ständig mit Anderen geteilt werden mussten. Es waren rein funktionale, fast schon panoptisch angelegte Zimmer. Wenn es einem jedoch niemals möglich ist, sich von der Öffentlichkeit zu entziehen, nie Privatheit einkehrt, so gibt es kein Ruhemoment. Alles lädt sich auf ...
Um diese Dichte der Ladung zu zeigen, malten wir die weißen Fliesen schwarz ...





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